Ban Ki-moon war da. Obama und Xavier Bettel auch, ebenso Merkel, und jede Menge Regierungschefs fast aller Länder. Mittendrin, als ehrliche Maklerin, glaubwürdig weil fachkundig, Luxemburgs Umweltministerin Carole Dieschbourg. Auch in Paris mit dabei : viele tausende Klimaaktivisten. Sie stehen für den steigenden Druck durch die stetig besser informierte Bevölkerung.
Es ging in Paris, und es wird danach weiter darum gehen, die Welt zu retten, vor der Klimawandelgefahr. Sie wird beschrieben in den 1.535 Seiten des technischen Berichts der AG 1 des IPCC (Intergovernmental Panel of Climate Change, 1988 gegründet), dessen Synthesebericht vom November 2014 unzweideutig ist : « die Erwärmung des Klimasystems ist eindeutig ». Da unsere Infrastruktur, unser Planet, nicht darauf ausgelegt ist, mit einem Klimawandel zurechtzukommen, den wir selbst provozieren, sondern für das bewährte, millionenjahrealte Klimasystem, das die Menschheit geerbt hat, muss etwas geschehen.
Man einigte sich auf den einzigen Ausweg : die Verminderung des Kohlenstoffausstoßes bei der Energiegewinnung, sowie regelmässige Kontrollen und Ausgleichszahlungen an die ärmeren Länder. In diesen Ländern gibt es Probleme, wie die Unterernährung, die kurzfristig zum Überleben wichtiger sind als der Klimawandel. Der Gini Koeffizient von, für den Gleichheitsweltvergleich, noch nie dagewesenen 0,70, spricht Bände. (O bedeutet perfekte Gleichheit. In den USA und in Europa liegt er bei 0,25 bzw. O,30, Tendenz steigend). Entsprechend müssen die abgemachten Ausgleichszahlungen nachhaltige Investionen in einen besseren Lebenstandard sein. Dies ist der einzige Weg soziales Chaos, Not und Elend zu vermeiden. Das Ziel muss Wohlergehen sein.
Die Übereinkunft von Paris ist ein gigantischer Schritt wenn man weiss, daß laut Internationaler Energie Agentur, die Förderung fossiler Brennstoffe immer noch mit jährlich 500 Milliarden Dollar subventionniert wird. Sechsmal soviel, wie man für die Förderung erneuerbarer Energie ausgibt. Um den Beschluss in die Tat umzusetzen, braucht es daher einen großen Wandel der ökonomischen Struktur. Ohne Schrumpfung in verschiedenen Branchen, vor allem jenen die durch die Verbrennung von Kohlenstoff viel Geld verdienen wollen, wird es nicht gehen. Man wird sich daher auch mit diesen, eher kurzfristig angelegten Einnahmenbereichen des luxemburger Modells, dem Tanktourismus, auseinander setzen müssen. Oha ! Das bedeutet ebenfalls: Obacht vor den Härtefällen, vor allem den Gefühlten ! Sowie, nicht jede vom Erdölverkauf abhängende Regierung war, wenigstens hierzulande, weitsichtig genug den Einnahmenüberschuss in Reserven anzulegen oder zumindest sinnvoll zu investieren. Steuergeschenke waren der kurzfristig einfachere Weg zum Machterhalt.
All diese Fortschritte werden schwierig wenn andere Kräfte, zum Beispiel die Erdölmultis, den Wandel verhindern wollen. Deshalb bedarf es der Lenkung des Wachstums durch die Politik. Dieser Wandel ist nicht zu schaffen mit dem Kapitalismus wie wir ihn zurzeit definieren. Es läuft auf einen Konflikt mit dem Neoliberalismus hinaus. Eine spannende Angelegenheit, da der neoliberale Zeitgeist in den letzten Jahren das Denken geprägt hat. Beispielsweise müssten die in Ausarbeitung befindlichen internationalen Handelsabkommen à la T-TIPP und CETA konsequenterweise sehr anders ausfallen als die bisherigen und von neoliberalen Strippenziehern vorgesehen.
Andere Bereiche, jene die emissionsarm sind, müssen wachsen. So wird man die Städte umbauen um eine andere Mobilität zu erlangen, um die Abhängigkeit vom Auto loszuwerden. Das bedeutet in den öffentlichen Verkehr investieren, Schienennetze ausbauen, die sanfte Mobilität fördern. Stellenwerte werden wechseln. Von selber geht das nicht. Nach jahrelangem Zaudern geschieht dies alles endlich jetzt hier. Die Einnahmen des Tanktourismus in das fürs Luxemburgische Wachstumsmodell notwendige Infrastrukturen zu investieren, geschah unvernünftigerweise nicht. Zu den weiteren notwendigen Investitionen gehört unzweifelhaft die Förderung der Forschung, sowie und noch besser, das Umsteigen, auf erneuerbare Energien. Wind-, Solarenergie und Biomasse müssen besser genutzt werden.
Aus Vernunft, um den Klimwandel zu verhindern, aber auch mittels gezielter Anreize, passen mittlerweile viele Privatpersonen ihre Lebensweise an : sie fahren mit dem Rad, benutzen die öffentlichen Verkehrsmittel, vermeiden unnötige Autofahrten. Sie installieren Solaranlagen oder verbessern die Dämmung und Heizanlage der Wohnung. Es sind Investitionen in eine nachhaltige Entwicklung zugunsten künftiger Generationen.
Der Zynismus mit dem man der Klimakonferenz im Vorfeld begegnete, wegen des jahrzehntenlangem Nichtstun im Kampf gegen die globalen Kohlenstoff-Emissionen, ist einer Aufbruchsstimmung gewichen. Den Versprechen müssen nun konkrete Maßnahmen folgen. Daran wird die COP21 gemessen.
Dësen Aufsatz ass a méi kuerzer Form am „Land“ vum 8. Januar 2016 an der Rubrik „zu Gast im Land“ veröffentlecht ginn.
Foto: rtl.lu
Referenzen :
2°C, Chris Rapley & Duncan MacMillen (Droemer, 2015)
greng.lu
Brennpunkt Drëtt Welt, Nr 261, februar 2011, astm
Taz zeozwei, 02.2015
Alternatives Economiques, hors-série no. 102, octobre 2014
Foreign Affairs January/February 2016
Eine Antwort auf „COP21: eine Vermessung“
[…] an d’Stad, hun enge Responsabilitéit a Saache Klimaschutz. Mir hun ons engagéiert (hei) a musse Geschéck maachen fir dësen Enggement n ze hlen. Dat ass an onser aller Interessi. Dofir […]